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Zu „Ins Netz gegangen”,
Die Zeit
No. 50
vom 9.12.2010, Seite 4,
zur Frage des Sinnes der Veröffentlichung geheimgehaltener
Informationen auf Wikileaks im Internet:
Auf die Frage „Aber wozu?” findet der Artikel,
wie viele andere Berichte der letzten Woche, im
letzten Abschnitt keine zufriedenstellende Antwort
und vermittelt den Eindruck, als ginge der
Kampf um Wikileaks lediglich um Selbstdarstellung,
Empfindlichkeiten, Selbstzweck also. Aber es geht
um Machteliten und damit um die bestehenden
Staatsformen an sich. Die letzten drei
Jahrhunderte, angeführt von der französischen
Revolution, brachen die unangefochtene Macht
von Monarchen und brachten schließlich Demokratien
hervor. Ein ungeheurer Fortschritt, aber Demokratie
undifferenziert mit Freiheit gleichzustellen ist ein
Fehler, denn die Demokratie tauscht zwar die
Regierungselite nach Volkes Willen aus, aber sie
hebt weder ihre Vormachtstellung im Staat auf noch
macht sie ihr Handeln transparent, die Bürger werden
nur in geringem Umfang am Informationsfluss zu den
Staatsgeschicken beteiligt. Hierin unterscheidet sich
die Demokratie nicht grundsätzlich von Monarchien und
genau hier greifen unauthorisierte Veröffentlichungen an:
Macht gründet insbesondere auch auf Information, diese
zu veröffentlichen heißt, Machteliten in Frage zu stellen.
Bleibt also die Gegenfrage: Mit welchem Recht will
die Machtelite ihren Erhalt gegen die eigenen Mitbürger
begründen?
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