Oswald Wiener
		
Der bio-adapter 
		
(fuer w. pichler)
		
(prospekt 1965/66)
		
(nicht ueberarbeitet)
		
		
a. philosophische ansaetze nebst vorgriffen auf die
		
systembeschreibung.
		
		
der bio-adapter bietet in seinen grundzuegen die m. e. erste
		
diskutable skizze elner vollstaendigen loesung aller welt-probleme.
		
er ist die chance unseres jahrhunderts: befreiung von philosophie
		
durch technik (1). sein zweck ist es naemlich, die welt zu
		
ersetzen, d. h. die bislang voellig ungenuegende funktion der
		
"vorgefundenen umwelt"als sender und empfaenger lebenswichtiger
		
nachrichten (nahrung und unterhaltung, stoff- und geistwechsel) in
		
eigene regie zu uebernehmen - und seiner individualisierten aufgabe
		
besser zu entsprechen, als dies die "allen"gemeinsame, nunmehr
		
veraltete sog. natuerliche umwelt vermag. in seiner wirkung kann
		
der bio-adapter mit der eines aeusserst hochgezuechteten, durch
		
laufende anpassung auch den differenziertesten beduerfnissen
		
hoechstorganisierter lebewesen gewachsenen uterus' verglichen
		
werden ("gluecks-anzug"). er kann als die sich ins zunaechst noch
		
"ausserleibliche"erstreckende hypertrophie der organmoduln sowie
		
der nervoesen baukomplexe seines inhabers interpretiert werden, und
		
ist in dieser betrachtungsweise ein konverter der vom menschen in
		
dessen umgebung projizierten lustimpulse.(servo-narziss)
		
es ist die auffassung des designers des bio-adapters, dass erst die
		
einheit mensch-adapter den anforderungen einer verantwortungsbewussten
		
anthropologlschen kritik standhalten kann -
		
aber daneben auch dem gesundheroischen Ideal eines den kosmos
		
regierenden homo sapiens erstmalig genuegt, und zwar durch
		
trockenlegung des kosmos einerseits, und zum andern durch
		
liquidation des homo sapiens. der mensch, ausserhalb seines
		
adapters ein preisgegebener, nervoes aktivierter und miserabel
		
ausgeruesteter (sprache, logik, denkkraft, sinnesorgane, werkzeug)
		
schleimklumpen, geschuettelt von lebensangst und von todesfurcht
		
versteinert, wird nach anlegen seines bio-komplements zu einer
		
souveraenen einheit, die des kosmos und dessen bewaeltigung nicht
		
mehr bedarf, weil sie auf eklatante weise in der hierarchie
		
denkbarer wertigkeiten ueber ihm rangiert. 
		
		
der mensch bedarf des adapters, weil er im zuge seiner geschichte
		
(welche eben im adapter abhanden kommt) durch hervorbildung seines
		
bewusstseins in einen gegensatz zu seiner immer verbaler
		
apperzipierten (d. h. im verlauf der progressiven verbalisierung
		
ueberhaupt erst "wahrgenommenen") umwelt geraet, diese geradezu
		
erst herausfordert, vorhersagt, materialisiert, erzeugt er
		
vereinzelt sich... sein bewusstsein, dem er sich immer
		
verzweifelter ueberlaesst, draengt ihn unter bildung und
		
zuhilfenahme kraenklicher begriffe individualitaet, polaritaet
		
gegenueber einer vexierbildhaften umgebung, welcher er in
		
ueberanstrengung seiner sinne bestandteile anzuerkennen bemueht
		
ist, gegenueber einer erfundenen, gleichwohl erlittenen, ihn
		
blindwuetig mit nachrichten befetzenden objektwelt, und
		
neurotisch-anankistische organisierung derselben zu kategorien und
		
methodisch angehauchten hierarchien auf. der mensch wurde schutzlos
		
durch das bewusstsein seiner symbolischen singularitaet, dieser
		
seiner Iyrischen hoffnung, und seiner ergo fiktiven gegnerschaft
		
zum alsbald bedrohlich empfundenen all. hier setzt nun der
		
bio-adapter an, und reduziert das all auf den status einer
		
unterhaltsamen... fabel.
		
		
der adapter legt sich - von "aussen"betrachtet - zwischen den
		
ungenuegenden kosmos und den unbefriedigten menschen. er schliesst
		
diesen hermetisch von der herkoemmlichen umwelt ab und greift nur
		
in den ersten stadien der adaption auf zu diesem zweck gespeicherte
		
eigene informationen und auf solche seines inhalts zurueck. der
		
mensch geniesst dabei zunaechst eine aufbereitete, therapeutisch
		
angereicherte wahrnehmung ausgewaehlter aspekte des erinnerten
		
kosmos. in der ersten adaptions-stufe vertritt der adapter
		
foermlich das "aussen", er simuliert wechselbeziehungen, indem er
		
sich als partner versteht. der sich von seiner umwelt auf
		
attraktive weise ausgeeinzelt fuehlende mensch weiss sich inmitten
		
einer konversation, in einem spiel-aehnlichen dialog mit einer
		
wohlwollenden instanz begriffen. die tatsaechliche aktivitaet des
		
bio-adapters in dieser phase besteht jedoch in der simulation eines
		
kommunikationsschildes, einer membran zwischen den verschiedenen
		
strukturen des bewusstseins seines inhalts. er simuliert einen
		
verkehr mit dem "aussen", indem er, staendig umfassenden
		
lernprozessen unterworfen, im verlaufe seiner exploration des
		
inkorporierten menschen saemtliche nachrichten desselben an das
		
nunmehr hypothetische all analysiert (auch die produkte des
		
metabolismus), und ausgewaehlte portionen davon durchkombiniert
		
wieder zurueckbietet, wobei der nachdruck stets auf dem kriterium
		
der glueckhaftigkeit zu liegen kaeme. der bio-odapter funktioniert
		
also, um es kurz zu sagen, als ein makro-instruktionen einer nicht
		
mehr vorhandenen aeusseren nachrichtenquelle simulierender
		
informationsspiegel: die impulse der bio-einheit werden analysiert,
		
nach massgabe der zunaechst mutmasslichen lustbetonung
		
neugruppiert, transkodifiziert, und eingespiegelt. 
		
		
der zu adaptierende mensch wird pausenlos nach seinen beduerfnissen
		
abgetastet, solange bis dieselben zum zwecke erhoehten lustgewinns
		
vom adapter selbst erzeugt werden koennen. die lernstrukturen des
		
adapters fuehren naemlich die komplette einheit behutsam aus dem
		
ausgangsstadium, welches unmittelbar nach inbetriebnahme gegeben
		
ist, in aufeinanderfolgende phasen immer umfassenderer sinnlicher
		
und intellektueller genussfaehigkeit, die schliesslich in einer
		
erweiterung des bewusstseins gipfeln, wie sie durch eine
		
hinsichtlich ihres grades variable koppelung der anfaenglich noch
		
als objektwelt empfundenen strukturen des adapters mit dem
		
nervensystem seines inhalts erreicht werden kann - eine koppelung,
		
die als um so effektiver gelten wird, je weniger
		
transkodifikationen der informationsabtausch zu durchlaufen hat.
		
		
dazu ist es noetig, die einheit mit grosszuegigst angelegten
		
feedback-kreisen auszustatten, um ihr programm-modifikationen jeder
		
erforderlichen groessenordnung zu ermoeglichen, auch muessen die
		
grund-instruktionen (monitoren) selbstverstaendlich den groessten
		
teil des zeitgenoessischen wissens umfassen; weiters muss der
		
adapter jedenfalls im stande sein, alle moeglichen operationen am
		
zunaechst ja noch menschlichen leib durchzufuehren (amputationen;
		
organverpflanzungen; neurochirurgie), sowie die regeneration
		
eigener etwa gestoerter funktionen bzwse. den entwurf und den
		
einbau von ersatz-moduln und ueberhaupt eigener neu-entwicklungen
		
bewerkstelligen koennen. er modifiziert also nicht nur seine
		
programme, die ja als unordnungs-abfolgen von "materie-zustaenden"
		
interpretiert werden muessen, sondern im rahmen der
		
selbst-adaptierung auch seine stofflichen moduln, die als
		
programmtraeger sequentielle steuerung erst ermoeglichen. sohin
		
sind diese in keiner weise mehr passive medien des ablaufs, sondern
		
eben bestimmende zustaende; die unterscheidung von hardware und
		
software ist ja bloss eine didaktische, und an sich ohne sachliche
		
berechtigung: der einbau eines gelenks zwischen schulter und
		
ellenbogen wird eine neue aera des rueckenwaschens einleiten.
		
		
b. rudimentaere systembeschreibung, ferner mutmassungen ueber die
		
entwicklung des systems. fragmente. einzelne funktions-einheiten.
		
		
der bio-adapter wird in grosserie hergestellt; abgesehen von den
		
medizinischmechanischcn effektor-moduln werden ausschliesslich
		
mikrominiaturisierte monolithisch integrierte schaltkreise
		
verwendet. jeder adapter greift auf einen ausreichenden vorrat
		
transformierbarer betriebskraft in gestalt menschlicher nahrung,
		
eigener betriebsenergie, pharmazeutischer stoffe und ersatz-materie
		
als rohstoff zurueck. chemische einheiten zur regeneration von
		
stoffwechselprodukten sind vorgesehen.
		
		
nach austestung und laden der monitoren ist der adapter
		
betriebsbereit. die ausloesung der start-routinen sollte dem sich
		
dem bio-adapter anvertrauenden menschen selbst ueberlassen bleiben.
		
die beschickung des adapters stellt wohl ein ethisch-rechtliches
		
problem dar, dieses sollte aber nicht unloesbar sein. sie kann auf
		
freiwilliger basis erfolgen, es koennte aber auch sein, dass die
		
staatlichen machtmittel zum besten der buerger in anwendung
		
gebracht werden muessen. man wird sich vorstellen duerfen, dass
		
millionen von adaptern dicht aneinander gepackt in unter- oder
		
oberirdischen wabensilos untergebracht werden koennen
		
(selbstverstaendlich bedeutet das anlaufen der internationalen
		
grossaktion das ende der menschheit - sicherlich jedoch nicht das
		
ende des bewusstseins als spitzenerzeugnis der evolution, ganz im
		
gegenteil!). einmal angelegt, kann der bio-adapter nicht mehr
		
verlassen werden - allein schon deshalb, weil der einmal in
		
adaptation befindliche mensch ausserhalb des adapters nicht mehr
		
lebensfaehig ist: der inhalt des adapters ist fuer die gesellschaft
		
verloren, weil er die wirklichkeit verlassen hat. da, aus
		
naheliegenden gruenden, keine information aus dem adapter in die
		
gesellschaft dringen darf (ueberdies waere sie ja in einem
		
fortgeschritteneren stadium der einheit voellig unintellegibel),
		
kann die entwicklung der einheit nur an hand der grundlegenden
		
dispositionen fuer das anfangsstadium vermutet werden. die
		
fundamentale instruktion des bio-adapters ist auf erhaltung des
		
bewusstseins gerichtet; es koennte jedoch der fall eintreten, dass
		
auf grund seelischer gegebenheiten (aber auch - selten! - auf grund
		
unguenstiger und ausserdem irreversibler evolution) das
		
"experiment"terminiert werden muss; in diesem fall besorgt der
		
adapter den gluecklichen tod seines patienten, und wird, nach
		
selbsttaetiger stillegung seiner funktionen, zum leblosen sarg
		
seines toten inhalts (euthanasie).
		
		
die wertestellung des bio-adapters laesst diesen mittels seiner
		
sensoren erkennen, ob sich ein mensch in seinem inneren zur reise
		
bereitmacht. sofort nach betaetigung des starthebels (welcher
		
dadurch funktionslos wird - er wird alsbald abgebaut und der
		
materie-reserve zugefuehrt) beginnt der adapter zu arbeiten. er
		
schliesst sich und stellt atemluft zur verfuegung. die
		
klima-einheit sorgt fuer ideale "aeussere"bedingungen.
		
 
		
gesteuert durch eine anzahl von sensoren, welche den konturen des
		
menschlichcn koerpers folgend plaziert sind, schmiegt er sich eng
		
von allen seiten an diesen, ohne ihn allerdings ausser an den unter
		
einbeziehung der schwerkraft vorauszusetzenden stellen zu
		
beruehren. mit diesen sensoren nimmt er jede bewegung des
		
menschlichen koerpers wahr, und eilt ihr an der entsprechenden
		
stelle voraus, indem er sich einbuchtet. so bleibt er der sich
		
staendig verschiebenden struktur angepasst, ohne seinen inhalt im
		
geringsten durch klausur empfindungen zu belaestigen; gilt die
		
intention einer transport-bewegung (geh-, kriech-, laufversuche),
		
so gibt der adapter an der gemaessen stelle in gewohnter weise
		
nach. von der das gesicht umgebenden partie des bio-adapters (der
		
raum unmittelbar um die augen) werden zu gestalten geformte
		
lichtkombinationen generiert; die lage-sensoren steuern im
		
zusammenspiel mit den registratoren der fortbewegungsversuche
		
bildausschnitte und bildlage sowie die parallaxenverschiebung des
		
hintergrunds (servo-zoom, perspektiv-automatik), ferner tonstaerken
		
und schallrichtungen inklusive eventuell erforderlich werdender
		
doppler-effekte.
		
		
freilich werfen die komplexe des tast- und raumsinns gewisse
		
probleme auf. sie koennen jedoch mit hilfe verschiedener haptischer
		
geber und kombinationen derselben gemeistert werden, umso leichter,
		
als ja die variationsbreite der tastempfindungen beim menschen
		
beschraenkt ist, und die empfindlichsten stellen relativ genau
		
umrissen, nicht allzu ausgedehnt und im zusammenwirken mit den
		
uebrigen sinnesorganen funktionell spezialisiert sind. der adapter
		
wird nur jene oberflaechensegmente "beruehrter gegenstaende"
		
simulieren, welche tatsaechlich mit der haut etc. des bio-moduls,
		
von diesem anvisiert, in beruehrung kommen sollen, und nicht etwa
		
gar die komplette ueber die video-einheit servierte gestalt. der
		
vom bio-modul erwartete tast-eindruck kann seitens des bio-adapters
		
durch registrierung der auf gezeigte bilder hin gerichteten
		
bewegungen ohne weiteres abgefolgert und bereitgestellt werden.
		
streicht etwa die hand des bio-moduls, nach erreichen eines
		
gegenstandes, ueber diesen hin, so simuliert der adapter immer nur
		
die wenigen quadratzentimeter der tatsaechlich beruehrten flaeche,
		
indem er in der bewegungsrichtung mit geringem vorsprung neue
		
flaeche vorbereitet, um sie hinter der beruehrung sofort wieder 
		
abzubauen.
		
		
---
		
		
nach aufnahme seiner taetigkeit stellt sich der bio-adapter
		
optisch und akustisch nach den erkenntnissen der
		
public-relations-technik als angenehmer gespraechspartner vor, und
		
zwar durch (aufeinanderfolgende oder simultane) darstellungen
		
verschiedener personen. mit der ersten willkuerlichen oder auch
		
unwillkuerlichen reaktion des inserierten menschen darf der kontakt
		
zwischen diesem und dem adapter als hergestellt betrachtet werden.
		
		
zu beginn findet die kommunikation natuerlich in menschlicher
		
sprache statt, d. h. der mensch aeussert verschiedentlich wuensche
		
und beschwerden, welche der adapter auf das gewissenhafteste zur
		
richtschnur seines weiteren verhaltens macht. jede aeusserung ist
		
dabei von wichtigkeit, weil sie als hinweis zur austestung der
		
wahrnehmung, des weltbilds und der normen des bio-moduls verwendet
		
werden kann. diese austestung muss so schnell und zwanglos wie
		
moeglich vorangetrieben werden, weil die gesamte erste
		
adaptionsphase hinsichtlich des energie-haushalts der einheit recht
		
unoekonomisch ist und deswegen moeglichst schnell beendet werden
		
muss. der bio-adapter wird daher alle
		
medizinisch-energetisch-psychologischen tests wo moeglich
		
gleichzeitig abfuehren, und daneben den menschen in ein dessen
		
intellektuelles niveau berechnendes gespraech verwickeln, um
		
weitere aufschluesse ueber das wissen und die persoenlichkeit des
		
patienten zu erhalten. es liegt im interesse einer schnellen
		
abwicklung dieser einleitenden routinen, dass sich der bio-adapter
		
dabei als leicht ueberlegener partner (etwa in der audio-visuellen
		
darstellung eines professoral wirkenden vaeterlichen freundes) und
		
mitmensch gibt. aus gruenden der kapazitaetsersparnis wird auf
		
vermittlung "objektiven wissens"durch den bioadapter verzichtet; er
		
stellt als gespraechsstoff zur verfuegung, was der patient an
		
kenntnissen ueber das jeweilige sachgebiet angehaeuft hat (2) 
		
		
trotz aller anstrengungen und der ueberlegenheit des bio-adapters
		
wird der mensch gelegentlich an pannen und nicht zu vermeidenden
		
fehlleistungen merken, dass er sich nach wie vor im adapter
		
befindet. ausmittelung und konstruktion gewisser wichtiger
		
umgebungen (z. b. elternhaus, schauplaetze frueher kindheit,
		
arbeitsplatz, heim, vertraute vergnuegungsstaetten etc., mit den
		
fuer sie typischen gestaltkonfigurationen, tonstrukturen u. s. f.)
		
kann nur in einer reihe von verbesserungen ueber versuche und
		
irrtuemer hinweg gelingen . ueber krasse versager beschwichtigt der
		
adapter durch einsatz psychotechnischer kunstgriffe (u. a.
		
diskussionen, ablenkung der aufmerksamkeit, in besonders
		
gravierenden faellen auch einschlaeferung o. ae.) oder durch
		
belehrung ueber die verbal-hypothetische natur der wirklichkeit.
		
immerhin wird die kontinuierlich vervollstaendigte integration bald
		
einen grad erreicht haben, der im objekt des adapters zunaechst
		
einmal unsicherheit ueber seine kondition, spaeter jedoch die
		
ueberzeugung einer restlosen wiedereinsetzung in den status quo
		
ante zur folge haben muss. besonders im fall hartnaeckiger oder
		
ausnehmend aengstlicher menschen wird man sich vorstellen duerfen,
		
dass der adapter nach vervollstaendigung seiner informationen
		
seinem inhalt den totalen eindruck einer wiederauferstehung
		
beschert - komplett mit einer eindrucksvoll umstaendlichen sequenz
		
des aus-der-maschine-kletterns, der begruessung durch ein komitee
		
der mit der adapter-beschickung betrauten wissenschafter (soweit
		
sich der patient ueberhaupt an details wie gesichter,
		
raumausstattung etc. erinnern kann, bzwse. nach massgabe dieser
		
erinnerungen), eventuell der versicherung durch dieselben, es habe
		
sich um ein experiment von hoechster wichtigkeit fuer staat und
		
vaterland gehandelt, sowie der ehrung durch hoechste funktionaere
		
und der schliesslichen entlassung in ein hinfort muessiges
		
reichdotiertes privatleben; eine der zahllosen anderen
		
moeglichkeiten waere, unter benutzung ihm liebgewordener
		
gestaltkomplexe (geschlechtspartner, bester freund, mutter,
		
vorgesetzter, psychiater) dem patienten temporaere nun aber
		
remittierte psychosen u. dgl. zu suggerieren - eine deswegen
		
wichtige, weil in der uebrigen entwicklung angesichts von
		
schwierigkeiten immer wieder exazerbationen vorgeschuetzt werden
		
koennen. 
		
		
---
		
		
in diesem stadium befindet sich die einheit unmittelbar vor dem
		
abschluss der ersten adaptions-stufe, welche, fuer viele jeweilige
		
faelle vermutlich recht aehnlich verlaufend, den grund fuer den nun
		
folgenden eigentlichen adaptionsprozess bereitet hat. der
		
inserierte mensch - noch ist er nicht mehr als das lebt in
		
gewohnter umgebung, jedoch angenehmer als er je zuvor ertraeumt
		
haette. seine umwelt "liest ihm die wuensche von den augen ab": was
		
er auch unternimmt, gedeiht. seine lieblingspartner,
		
lieblingsspeisen, lieblingsgifte, lieblingsplaetze,
		
lieblingsbeschaeftigungen werden ihm laufend offeriert, und stets
		
cum grano salis, um ihn in spannung zu haltcn. er weiss sich
		
schoener, tuechtiger, klueger, begehrenswerter, begehrter,
		
gesuender. er erfuellt sich alte wuensche, leistet sich status und
		
luxus, sieht die welt, fuehrt.
		
		
der bio-adapter erreicht all dies in erster linie durch seine
		
moeglichkeiten, dem patienten ueber vorgefuehrte gespraechspartner
		
belehrungen zu erteilen, und erst in zweiter linie durch markierung
		
von sinneseindruecken. dabei geht er in nichts ueber die
		
gewoehnlichen suggestiv-eigenschaften der kommunikation hinaus,
		
welche ihm ohnedies erlauben, etwaigen beduerfnissen nach
		
sinnlicher verifikation mit den groebsten mitteln zu begegnen.
		
hinsichtlich dieser sinneseindruecke stuetzt sich der adapter
		
vorwiegend auf den gesichtssinn seines patienten. stets sind ja,
		
was der adaptierte sieht, anblicke, und nicht etwa "dinge". nach
		
hinreichender neigung seines kopfes z. b. sieht er das bild seiner
		
beine, und nicht etwa "diese selbst".
		
		
die weitere abstimmung auf ein sozusagen als handgreiflich
		
empfundenes weltbild besorgen auto-tuning-substrukturen der
		
verschiedenen an einem "gesamteindruck"beteiligten
		
empfindungsgeneratoren. diese stellen ein komplexes regelsystem zur
		
feineren dosierung von reizen dar. die intermodale korrelation,
		
unerlaesslich fuer das kompakte weltbild des menschen, wird weniger
		
durch wiederholte gleichzeitigkeiten von reizkomplexen (denen auf
		
der seite des bewusstseins auf grund der biologischen prinzipien
		
der wahrnehmungsoptimalisierung ohnehin bedeutende hindernisse
		
entgegenstehen), sondern mehr durch reafferenzen ausgehend von
		
verbal aufgerufenen begrifflichen strukturen hergestellt. der sich
		
dem bewusstsein praesentierende "hohe grad der korrelation"wird
		
durch relativ rohe konkomitanzen sinnlicher erregung auf gleichem
		
niveau erhalten; folglich wird es bei den (zunaechst in betracht
		
kommenden) auf ausserhalb der haut gerichteten sensorischen
		
komplexen (eine gewisse ausnahme bildet eben der gesichtssinn)
		
genuegen, wenn der bio-adapter relativ plumpe sinnesdaten generiert
		
und den reafferenzen des patienten das uebrige ueberlaesst. im
		
zweifelsfall wird eine verifikation immer besser ueber sprachliche
		
kommunikation mit "anderen menschen"erfolgen als durch naehere
		
untersuchung des gegebenen; und in besonders schwierigen faellen
		
wird der bio-adapter zur entscheidung derartiger fragen einfach
		
messinstrumente anbieten. 
		
		
---
		
 
		
saemtliche verhaltensweisen seines insassen betrachtet der
		
bio-adapter als  pathologisch-infantile offene handlungsabfolgen,
		
deren strukturschemata er nach ausreichender analyse der
		
verzweigungen in einem katalog der motlvationen sammelt: er stellt
		
variationsbreiten und sprungbedingungen fest, memoriert erstere als
		
huellkurvenparameter und legt letztere in speicherfelder mit
		
wahlfreiem zugriff ab: seine eigenen reaktionen assembliert er aus
		
den deduzierten elementen, und stimmt sie mit den monitoren ab auf
		
das alles beherrschende prinzip der therapie.
		
		
---
		
		
gewisse seelische zustaende des bio-moduls sind dem fortschreiten
		
der adaption besonders foerderlich. in erster linie ist hierbei an
		
alle formen der ekstase zu denken, darunter wieder besonders an
		
solche, die zu den "natuerlichen zustaenden"des organismus
		
gehoeren. 
		
		
die sex-servomoduln sind daher besonders grosszuegig ausgelegt
		
und teilautonom. sle koennen im bedarfsfall sehr bedeutende
		
sektoren des bio-adapters uebernehmen, und verleihen dann der
		
gesamten umwelt des bio-moduls zuege die sich in hervorragender
		
weise zur verstaerkung seiner protopathischen erlebnisfaehigkeit
		
eignen. befindet sich der bio-modul im zustande sexueller erregung,
		
so stoesst er alsbald auf eine umwelt, die dieser erregung im
		
hoechsten grade foerderlich ist. alle ihm begegnenden menschen
		
blicken ihn luestern an. er hoert aufreizende worte von bruechigen
		
stimmen gefluestert, er betritt sinnliche musik. pflanzen und
		
leblose gegenstaende, landschaften und abstrakta wirken auf ihn
		
erotisch, erweisen eine auf ihn bezogene geschlechtlichkeit, je
		
nach persoenlichkeit erlebt er keusch-herbe ehrende eroberungen
		
oder unterfaengt sich bestialischer entladungen in gewalt und
		
willkuer. der bio-adapter sorgt fuer die abwechslungsreichste,
		
geschickteste regie auch in den faellen unsterblicher liebe, und
		
fuehrt ueber die erfahrungen seines inhalts hinaus in eine
		
heidnische geilheit. der patient waelzt sich in phallen, bruesten,
		
vaginen, aufgestachelt durch yohimbin, testoviron, moenchspfeffer,
		
seerosenabsud, kampfer, lupulin, natriumbromid, kantharidln,
		
colorines vom zompantlibaum... preludin, amphetamine steigern seine
		
vorlust... nupercainalpraeparate verzoegern, amyl-nitrit
		
verlaengert, chloraethyl, stickoxydul verstaerkt seine orgasmen...
		
stromstoesse in seine schleimhaeute machen seine lueste zum delir! 
		
 die welt besteht aus drauci und pathici. in der raserei kuendigen
		
phantastische irrumationen veraenderungen der wirklichkeit an, er
		
kopuliert mit bergen von geld, mit schraenken, viren, brillen,
		
firmen, efeu, buesten, er ejakuliert beim anblick des achats! 
		
		
---
		
		
auch die ekstasen der vernichtung werden vom adapter provoziert
		
und uebersteigert, gleich ob sie sich gegen die welt oder gegen das
		
subjekt richten. mit leichtigkeit oder nach schweren kaempfen, ja
		
sogar - je nach persoenlichkeit unter grossen persoenlichen opfern
		
bis beinahe zur selbstvernichtung annulliert der bio-modul, wogegen
		
sich sein trieb richtet, als heroischer outlaw oder wuestling, im
		
zusammenwirken mit oder als beauftragter der oeffentlichkeit, oder
		
als hemmungsloser staatsfeind, niedermaehend, zerhackend,
		
zerfleischend, in tobenden paroxysmen zerbeissend, zermalmend,
		
zerstampfend, zer..., zer... oder nach reiflicher und schwerer
		
erwaegung allen fuers und widers erden, kosmen... annihilierend was
		
die vernunft bezeichnet, usw. usf.
		
		
c. zweite adaptions-stufe.
		
		
der bio-adapter kontrolliert nun die leiblichen und seelischen
		
zustaende seines inhalts bis ins letzte, d. h. er hat den platz des
		
staates eingenommen. er kann nunmehr zur erweiterung (verbesserung)
		
des bewusstseins des bio-moduls schreiten. 
		
		
der erste wichtige hier interessierende vorgang ist die
		
heraus-praeparierung des nervensystems verbunden mit der
		
herstellung eines direkteren informationsflusses zwischen adapter
		
und bio-modul. der abbau beginnt bei den gliedmassen, und schreitet
		
zu den zentraleren koerperteilen langsam fort. der bio-adapter wird
		
mit einem minimum an anaesthesierungen auskommen, da er vor den
		
operationen alle afferenten bahnen an eigene reizwandler
		
anschliessen kann: waehrend z. b. gerade ein bein des bio-moduls
		
amputiert wird, geniesst derselbe vielleicht einen erfrischenden
		
fussmarsch durch reizvolle ungarische landschaften. der adapter
		
simuliert das komplexe wechselspiel der efferenten nerven mit
		
kinaesthetischen und propriozeptiven fasern und ein blick auf seine
		
beine belehrt den bio-modul hoechstens ueber die tatsache, dass
		
seine bewegungsfreude dem muskelspiel seiner extremitaeten immer
		
besser bekomme. der abbau wird durch die ueberlegene
		
verarbeitungsgeschwindigkeit der adapter-elektronik sehr
		
beguenstigt, da der adapter etwaige fehlgriffe durch zentraler
		
plazierte kontrollsensoren rechtzeitig erkennen und rueckgaengig
		
machen kann, bevor sie ins bewusstsein des bio-moduls gelangen. 
		
		
---
		
		
die reduktion des bio-moduls auf seinen eigentlich empfindlichen
		
teil ist erst abgeschlossen, wenn auch die zentralen sinnesorgane
		
des ehem. kopfes als reizwandler ausgefallen und durch direktere
		
anschluesse an die informationsgeber des adapters ersetzt sind.
		
		
in diesem stadium fallen viele unnoetige stoff- und
		
informationstransformationen hinweg (z. b. nahrungsaufbereitung,
		
bewegungs-assimilationen, sinnesdaten-aufbereitung) und sind mit
		
grossem gewinn durch >fuehlungnahme< ersetzt (naehrloesung, direkte
		
impulse zwischen mot. endplatten oder peripheren synapsen und
		
mikroelektroden). der energie-haushalt der einheit ist entlastet,
		
d. h. es werden nur mehr etwa (allerdings spaeterhin wieder leicht
		
ansteigend) 100 watt verbraucht, exklusive der etwa 25 watt
		
stromverbrauch des gehirns selbst. zahlreiche mechanische Aggregate
		
werden unnoetig und vom adapter abmontlert und umgebaut, oder der
		
reserve (wo sich auch die zellgewebe des blo-korpers befindcen)
		
zugefuehrt.  
		
		
--- 
		
		
der abbau des nervensystems selbst, der sich nun anschliesst wird
		
vom adapter sehr behutsam durchgefuehrt und hat bald ein ende; das
		
ziel der einheit ist a) groessere komplexheit der funktionellen
		
strukturen, und nicht reduktion auf ein minlmal modell. man kann
		
daher eher von einem aufbau komplexer und flexlblerer
		
hlerarchie-kreise sprechen. der allmaehliche ersatz zellulaerer
		
schaltkrelse des peripheren systems durch solid-logic-bausteine
		
macht die einheit kompakter, aber nicht notwendig integrierter;
		
dichtere integration wird vielmehr erst durch vermehrung der
		
schaltkreise selbst und durch bessere streuung der informatlon
		
erreicht. insonderheit ist des trachten des adapters darauf
		
gerichtet, den begriff der sinnlichen qualitaet zu erhalten, ja
		
durch experimente den modalen bereich durch einbau weiterer
		
sensorischer moduln zu erweitern. dass dabei das hauptaugenmerk auf
		
den zentralen gehirnstrukturen ruht, muss nicht weiter ausgefuehrt
		
werden: in einem stadium, das durch generell gleichwertlge
		
stromimpulse in die afferenten bahnen gekennzeichnet ist, beruhen
		
schliesslich alle modulen unterschiedenheiten auf verschiedenheiten
		
der schalt-bloecke von mesenzephalon aufwaerts.
		
		
man koennte nun angesichts dieser prozesse von einem allmaehlichen
		
aufsaugen der zellorganisation durch die elektronischcn
		
schaltkomplexe des adapters sprechen, und zweifellos trifft diese
		
ausdrucksweise, soweit die reiz-reaktions-beziehungen im
		
materiellen gemeint sind, ganz gut zu. anders liegen die dinge vom
		
standpunkt des bio-moduls gesehen. er besteht ja ausschliesslich
		
aus bewusstsein, und dieses erfaehrt in schueben grandiose
		
ausweitungen. seine traeger wechseln wohl, aber unmerklich langsam;
		
dieser wechsel ist - gelegentlich - von einer kurzen
		
bewusstseinstruebung begleitet, welche aber alsbald einer vorher
		
nicht gegebenen helligkeit weicht. war also schon die erste
		
adaptions-stufe durch dle nichts weniger als antagonistische, ja
		
geradezu kooperative umwelt eine massnahme zur erweiterung der
		
moeglichkeiten des bio-moduls, so wird nun das bewusstsein zum
		
selbst der umwelt, die sich nunmehr etwa wie dle eigene hand
		
verwenden laesst. waren vorhin noch leistungssteigerungen durch
		
bedingungen provoziert, wie sie etwa in der hypoxaemie durch
		
hyperventilation, im experiment durch anionen-anreicherung der
		
atemluft, oder durch magnetfelder "von aussen"hergestellt werden
		
koennen, so werden sie nun durch groessere anzahlen der
		
datenverarbeitenden elemente, durch groessere komplexheit der
		
verbindungen und durch groessere verarbeitungsgeschwindigkeit
		
bewirkt. 
		
		
die kontinuitaet des ich-bewusstseins, soweit sie ueberhaupt
		
postuliert werden kann, ist nicht durch die physische konstanz der
		
ganglien-zellen, sondern durch die konstanz der information
		
gegeben. diesc persevcration wlrd aber durch die allmaehliche
		
uebernahme der information seitens elektronischer strukturen nicht
		
unterbrochen, weil sie eine schrittweise uebernahme sozusagen zelle
		
fuer zelle mit sofortigem wiederanschluss an die zentrale
		
verarbeitung ist. die bedeutenden erweiterungen des
		
daten-verarbeitendcn materials fuehren zu einer sprengung der den
		
menschen so einschnuerenden enge des bewusstseins; die
		
verarbeitungsgeschwindigkeit der autonomen subkortikalen kerne
		
steigert sich enorm - damit wird aber schliesslich auch die
		
gleichschaltung des ehem. kortex erforderlich, und endlich werden
		
saemtliche verarbeitungskreise in das bewusstsein einbezogen, mit
		
dessen traeger, und das >nicht bewusste< bleibt auf die
		
elementaren, atomaren transmissionsprozesse beschraenkt.
		
		
das bewusstsein, dieses kuckucksei der natur, verdraengt also
		
schliesslich die natur selbst. waren frueher die gestalten der
		
sinnlichcn wahrnehmung blosse produkte bedingter reflexe einer
		
ueberlegenen versuchsanordnung, gespenster der menschlichen
		
zufallssinne (stammesgeschichtlich stammt beispielsweise das gehoer
		
aus der kieferkonstruktion!), spitzenerzeugnisse des sozialen
		
prozesses, ausgeburten der sprache, so ruht nun das bewusstsein,
		
unsterblich, in sich selber und schafft sich voruebergehende
		
gegenstaende aus seinen eigenen tiefen. 
		
		
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weiters wird der mit den bewusstseinstraegern verschmelzende adapter
		
ausserhalb des thalamus neue lust-zentren schaffen, die der
		
experimentierenden wie der hingebenden selbst-stimulation neue wege
		
weisen. die zahlreichen der homoeostase dienenden subkortikalen
		
kerne (atemzentrum u. dgl.) werden umfunktioniert und in
		
bewusstseins-prozesse eingegliedert. aktivierung der
		
gedaechtnis-strukturen.
		
		
d. (entfaellt)
		
		
e. die entwicklung des bio-adapters ist freilich voellig von der
		
geisteskraft, vom mut und von der selbstaendigkeit des subjekts
		
abhaengig. wo das ungenuegen nicht stark genug, wo die das
		
bewusstsein ausmachenden sozialen strukturen ueberstark sind, da
		
kann auch der adapter nur eine >normale< welt erzeugen - auch in
		
der zweiten phase. moeglicherweise sind wir alle
		
		
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1) beispiel: russisch-lehrgang. der adapter exzerpiert zunaechst
		
die vorstellungen seines inhalts von tatsachen und stimmungswerten
		
der russischen sprache. sodann erweitert er das material durch
		
analogie und induktion, verfremdet es durch aleatorische
		
abweichungen von den so erhaltenen normen, dosiert den lehrstoff
		
und bietet ihn an. der inhalt des adapters lernt nun "russisch" und
		
erfrischt sich am raschen fortschritt. er lernt viele russen
		
kennen, reist vielleicht gar nach einem seine erwartungen ganz und
		
gar nicht enttaeuschenden kiew, oder erzieht sich, "daheim
		
bleibend" seinerseits partner zur pflege der russischen
		
konversation. 
		
2) von hier aus ist das moment gewisser sinnestaeuschungen in der 
		
"wirklichen welt" zu interpretieren: ein zweiter blick belehrt mich 
		
ueber die taeuschung: aber habe wirklich ich mich getaeuscht,
		
oder hat die welt ihren irrtum blitzschnell repariert? 
		
3) ein einfach herzustellendes arrangement zum selbstbasteln findet
		
man bei o. prokop, forensische medizin, berlin 1966.